Re: Notfallversorgung (medizinisch)

Hallo Johannes,
mein Mann ist bereits zweimal wegen eines Notfalls auf Korfu ins Krankenhaus gekommen. Einmal wegen eines Herzinfarkts.
Wir sind beim ADAC auslandskrankenversichert - in GR also Privatpatienten (das hatte beim zweiten Krankenhausaufenthalt wg. einer Entzündung am Fuß die Folge, dass sämtliche Vertragsärzte aller Fachrichtungen (9!) hinzugezogen wurden und die Entlassung sehr hinausgezögert wurde.
In die Privatklinik (in der auch Griechen behandelt werden) wurde mein Mann mit dem klinikeigenen Krankenwagen geholt nachdem der Arzt dort angerufen hatte.
Begleitet wurde der Transport beim Herzinfarkt - also der bedrohlichen Situation - nur von einer Krankenschwester, beim zweiten Abholen war eine Ärztin dabei.
Obwohl von allen Griechen diese Privatklinik sehr gelobt wurde, waren die Zimmer teilweise furchtbar, die hygienischen Verhältnisse unter aller Kritik, die Geräte eingestaubt. Patientenbetten wurden bei Wechsel z.B. nicht abgewaschen u. desinfiziert, sondern lediglich mit einem neuen Laken versehen. Die Personalsituation war noch wesentlich schlimmer als hier in D - die Schwestern waren lieb und nett und maßlos überfordert.
ABER: Die Ärzte waren sehr kompetent und - anders als hier - Tag und Nacht für den Patienten da - obwohl sie nicht ständig im Hause waren. 3 x tägl. kamen sie ganz routinemäßig und wenn sie eine Untersuchung für nötig hielten, holten sie sich z. B. das Ultraschallgerät und machten den Test sofort.
Andererseits konnten bestimmte notwendige Untersuchungen gar nicht durchgeführt werden, weil das Gerät in der Klinik nicht vorhanden und der Transport meines Mannes in die Praxis des Kardiologen nicht möglich war.
Ablauf: Die Klinik verlangt den Nachweis der Versicherung und setzt sich dann direkt mit dem ADAC Athen in Verbindung. Die senden einige Unterlagen (z.B. Entbindung von der Schweigepflicht) die dann unterschrieben zurückgefaxt werden. Dann gibt es eine Zahlungszusage an die Klinik. Die ADAC-Mitarbeiter aus München, meist aber aus Athen setzen sich jeden Tag mehrmals mit dem Erkrankten bzw. den Angehörigen in Verbindung um das Neueste zu berichten. Das bedeutet: ein der Landessprache mächtiger ADAC-Arzt setzt sich mit den behandelnden Ärzten vor Ort, aber auch mit dem Hausarzt zu Hause in Verbindung, damit die bestmögliche Behandlung sichergestellt wird und das weitere Vorgehen (Rücktransport etc.) abgestimmt werden kann.
2006 wurde mein Mann per ADAC-Jet nach Hause zurückgeflogen, für mich der Rückflug per Linienflug organisiert und gebucht. (Angehörige werden nur bei Kindern mit ausgeflogen) und in Rücksprache mit dem Hausarzt eine passende Klinik zuhause gesucht und der Patient angemeldet.
Da unser "Urlaub" zwangsverlängert worden war, kümmerte sich der ADAC auch um eine Unterkunft für mich (die wurde allerdings nicht bezahlt.).
Wir bekamen bei allem Unterstützung und ich konnte von 6 bis um 22.00h jederzeit jemand in Athen erreichen, der über die Angelegenheit informiert war. In München war das rund um die Uhr möglich. Ein großes Lob!
2009 konnten wir nach einigen Tagen zurück ins Hotel, mein Mann musste aber noch ambulant weiterbehandelt werden. Dafür besorgte uns der ADAC eine ortsansässige Ärztin, mit der sie schon früher erfolgreich zusammengearbeitet hatten und die ins Hotel kam und sich sehr, sehr gut um meinen Mann kümmerte! Bezahlt wurde sie direkt von der Versicherung, wir mussten nicht in Vorkasse gehen, sondern nur ein entsprechendes Schreiben (wieder per Fax) unterzeichnen.
Da mein Mann chronisch krank ist und durch so eine Gesundheitsattacke länger geschwächt bleibt als wir Gesunden und dann mehr Hilfe benötigt, organisierte der ADAC auf unsere Bitte hin den Transfer zum Flughafen durch einen erfahrenen Taxifahrer, der das schon häufiger für sie gemacht hatte.
Ohne dass wir darum gebeten hatten, wurde von ihnen ebenfalls hier in Hamburg der Transport mit dem ASB vom Flughafen nach Hause organisiert (da mussten wir später div. Dokumente ausfüllen, wir vermuten, dass der ADAC das mit der Krankenkasse abgerechnet hat.)
Zu Hollys Bemerkung "lass Dich ausfliegen". Die Entscheidung liegt nicht bei Dir. Das entscheiden die Ärzte des ADAC nach Sachlage, bzw. mit den behandelnden Ärzten. Da gibt es mehrere Optionen: Behandlung am Urlaubsort und Rückkehr wie geplant, Rückholung per Jet, Rückholung mit dem normalen Flieger jedoch in Begleitung eines ADAC-Arztes o.ä.

Für Korfu haben wir in einem anderen Forum aufgrund unserer persönlichen sehr gemischten Erfahrungen mit den dortigen "Touristen-Clinic" -Ärzten angeregt, eine Liste zu erstellen mit Fachärzten, die Deutsch bzw. Englisch sprechen. Jeder der sich auf der Insel behandeln lassen musste und zufrieden war, kann den Arzt auf die Liste nehmen lassen. Das ist äußerst hilfreich für den Bedarfsfall und ich drucke mir die aktuelle Liste jedesmal vor dem Urlaub aus. Vielleicht wäre das eine Anregung auch für andere Gegenden.
Auch auf der Web-Site des ADAC kannst du Arztadressen für die verschiedenen Regionen nachsehen. Allerdings in dem Bereich, zu dem nur eingeloggte Mitglieder Zutritt haben.
Die Deutsche bzw. Griechische Botschaft konnte uns auf Nachfrage hin in der Beziehung leider nicht helfen.

Ohne Auslandskrankenschutz wirst Du kostenlos bei den Ärzten und in den Krankenhäusern vor Ort behandelt. Sind spezielle Behandlungen oder Untersuchungen nötig, werden die Patienten nach Athen verlegt. (da kennen wir viele Fälle), allerdings weiß ich nicht wie.
LG bido