In Patras zur Fähre - Belagerungszustand?

vor drei Tagen sind wir von Osten kommend nach Patras gefahren, um auf unsere Fähre zu gelangen. Dabei kommt man von der Nationalstraße auf die vierspurige Stadtautobahn in Patras, von der man dann nach ca. 1,5 km an einer Ampel nach rechts in Richtung Fährhafen abbiegt. Die Zustände, die wir dort erlebt haben sind unbeschreiblich und haben uns in Angst und Schrecken versetzt. Wie die Raben , oder sollte ich besser Geier sagen, sitzen Dutzende (!) von zerlumpten Gestalten rings um die Kreuzung auf den Bordsteinen und dem Mittelstreifen. Sobald ein Laster an der Ampel anhält ( und vor uns war gerade einer) kommt Bewegung in die Horde. 10 - 15 Mann bestürmen die Heckpartie des LKW und versuchen die hintere Ladetür des Hängers zu öffnen, was ihnen in unserem Falle auch gelang. Sofort springen etliche in die Ladefläche hinauf und inspizieren das Innere, während einige unter den wartenden LKW kriechen und die Unterseite des Hängers begutachten. Die anderen warten unterdes um unser Auto, begrapschen die Fenster, klopfen auf die Motorhaube und feixen von außen ins Wageninnere. Ich konnte gerade noch die Zentralverriegelung betätigen, um dem Versuch, die Wagentür zu öffnen , zuvor zu kommen. Noch nie habe ich sehnsüchtiger auf das "grün" einer Ampel gewartet wie dort. Wir hatten echt Angst! Den LKW Fahrer hat das bunte Treiben offensichtlich nicht gerührt - er muss gemerkt haben, dass sein Fahrzeug geöffnet wurde! Aber er hat sich - vielleicht wohlweislich - nicht aus dem Fahrerhaus getraut. Durmherum läuft alles ganz normal. Keiner scheint sich um diese Burschen und deren Treiben zu kümmern - man guckt ganz griechisch einfach weg! Polizei? Fehlanzeige!
Das, was wir dort erlebt haben, war ein Schock! Im Nu glaubten wir uns in den tiefsten Balkan versetzt. Das Ziel dieser bedauernswerten Gestalten war es ja nicht, das vermute ich mal, einen Raubüberfall durchzuführen, sondern nach einem Versteck zu suchen, um weiter nach Italien zu kommen und von dort weiter nach Zentraleuropa in derHoffnung , irgendwie an Geld zu kommen. Ähnliches passiert in Lampedusa täglich mit den Flüchtlingen aus Afrika. Für nichtsahnende Touristen , die mit diesen Verhältnissen konfrontiert werden ist es ein Horror - aber vielleicht auch gut so: Wir dürfen nicht mehr wegschauen! Wir können diese Problematik nicht mehr einfach schön reden! Wir müssen unbedingt eine politische Lösung für das Flüchtlingsproblem aus Afrika und dem Balkan finden! Für Griechenland und seinen Tourismus sind diese Verhältnisse eine Katastrophe. Dass die Behörden vor Ort überfordert sind, ist verständlich. Es sind die Außenbereich Europas, Italien, Spanien, Griechenland, die es zuerst trifft und die sich auf die Solidarität der anderen Staaten in diesem Fall verlasssen dürften - nur - wo bleibt diese Solidarität? Was würde denn eine bayrische Familie dazu sagen, wenn auf der Prinzregentenstraße Horden solcher Gestalten zu sehen sein würden, die sich an LKWs zu schaffen machten? Griechenland ist weit weg? Nein! Griechenland ist nah , ganz nah, näher , als man glaubt. Man warte es nur mal ab!
Für uns war dies Erlebnis auch ein Weckruf! Wir dürfen nicht länger tatenlos und ohne Konzept zusehen bei dieser sich anbahnenden Völkerwanderung. Eine Patentlösung habe ich auch nicht. Aber es ist höchste Zeit, dass sich die Verantwortlichen an einen Tisch setzen und konkrete Lösungen erarbeiten!
P.S: Leider habe ich vor lauter Schreck kein Foto gemacht!
Petros