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Wenn ich ein Herz hätte...

Von Pezi

...dann habe ich es an Nafplion verloren. Seit 1988 verging ein einziges Jahr, in dem es uns nicht möglich war, Nafplion zu besuchen. Und wir kommen zu jeder Jahreszeit, ob Ostern, Sommerurlaub oder Weihnachten und Jahreswechsel.

Die Neue Stadt ist aufstrebend, modern, Häuser schießen wie Unkraut aus dem Boden (und sehen manchmal auch so aus), die Altstadt jedoch ist es, die uns verzaubert hat. Wer mit dem Auto unterwegs ist, wird sich im Hafen einen Parkplatz suchen, was tagsüber kein Problem ist, abends jedoch zumindest Glück und darüberhinaus Ortskenntnis erfordert, um vielleicht doch noch irgendwo ein Plätzchen zu ergattern.

Schon der Blick vom Hafen auf die Front der Häuser eröffnet der Phantasie ungeahnte Räume. Die Ruine des Hotels "Grande Beretagne" läßt erahnen, welche Gesellschaftsschichten einmal das Haus frequentiert haben, als Nafplion unter Otto I. noch die Hauptstadt Griechenlands war. Die verwinkelten Gassen der Altstadt verbergen eine Moschee, die im orthodoxen Griechenland keine mehr ist, hier einen Brunnen mit arabischer Inschrift, dort einen Weg, der ins Nichts führt. Steile Treppen enden an Mauern der Festung. Bourzi in der Hafeneinfahrt schützt heute noch wie vor Jahrhunderten (Besichtigungsboote fahren in kurzen Abständen dorthin), der Palamidi, die stolze Festung, in der Kolokotronis inhaftiert war, trotzt immer noch auf der Höhe des Berges. Jedes Jahr steige ich die 998 Stufen nach oben (wenn ich mich nicht verzählt habe) und genieße den grenzenlosen Blick in den Golf von Nafplion. Im Grau des sommerlichen Dunstes ist ganz schwach Kiveri auf der anderen Seite des Kolpos zu erkennen. Ich versuche, im Tagesdust die Festung von Argos auszumachen, von wo vor Jahrhunderten nachts Signalfeuer zu erkennen waren und Botschaften vermittelten.

Die Jetztzeit lockt abends mit der einen oder anderen Taverne, ob Omorphia poli oder Fanari oder Sorbas oder... Die Wahl in der "Straße der Tavernen" wird zur Qual. Danach die Heimfahrt nach Drepano, der beleuchtete Palamidi zur rechten, und ich spüre tief in mir, daß ich auch im nächsten Jahr - so Pan will - mein nimmermüdes Auge am Anblick von Nafplion weiden werde. Ich habe das Wasser Nafplions getrunken und werde meinen Durst nie mehr an einer anderen Quelle löschen können!

Geschrieben 15.09.2002, Geändert 15.09.2002, 2635 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von kokkinos vrachos vom 02.12.2014 00:36:08

jassou Pezi, dein Text klingt wirklich nach einer Liebeserklärung an Nafplion. Wann alles klappt werde ich mir zu Ostern Nafplion mal anschauen. Ob ich mich auch verliebe, schauen wir mal.....

schne Grüße aus Hamburg, kv