Re: Ein gebeuteltes Land

Weshalb pfui? Wenns ja wahrscheinlich stimmt. Grass hat im Wespennest gestochert: Griechenland, so wie es ist und Griechenland, so wie es nach unserer humanistisch geprägten deutschen Projektion eigentlich sein sollte. Unser Problem ist: wir bekommen beide konstruierte Wirklichkeiten nicht mehr deckungsgleich, wenn wir die Folien übereinander legen. Und plötzlich ist Griechenland Europas Schande.

Vielleicht hilft es weiter, einfach zu respektieren, dass es verschiedene Wahrnehmungen und verschiedene Wirklichkeiten gibt. Und niemand deshalb mit seiner spezifischen Wahrnehmung Recht oder Unrecht hat. Griechenland ist ein Gefäß für ganz viele unterschiedliche Sehnsüchte und Realitäten. Ich fürchte: sie alle sind für jeden von uns wenn auch in ganz unterschiedlicher Ausprägung dennoch sehr real.

Weshalb soll Zula als Imobilienverkäuferin nicht von der griechischen Realität profitieren, wenn du oder ich und viele andere von Griechenland als Symbol ganz unterschiedlicher, mehr oder weniger individueller Träume profitieren?

Ich habe kein Problem, jedes Jahr den Aufstieg auf den Olymp zu genießen, was für viele andere einfach nur eine Tortur wäre. Jeder hat etwas anderes, das ihn antreibt, Hellas zu einem zentralen Teil seines Lebens zu machen. Die Erwartungen an dieses Land sind sehr unterschiedlich. Aber auf irgendeine geheimnisvolle Weise finden wir alle dort mehr oder weniger en Stück von dem, was uns erfüllt. Der Eine auf Lefkada, der Andere auf dem Olymp oder den Kykladen und die Nächste im griechischen Immobilienfilz.

Mein Gott, die Herzen schlagen eben unterschiedlich. Solange sie für Griechenland schlagen - herzlich willkommen!