Geschrieben am 02.07.2012 23:03:05
Von
HannesP
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Nun, ich kenne die Situation. Aus eigener Erfahrung. Aus Deutschland.
Nach dem Zusammenbruch der DDR gab es in Ostdeutschland ganz ähnliche Kollateralschäden einer zerberstenden Zivilordnung.
Soldaten der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte nahmen vor ihrem Abzug aus Deutschland im Sommer 1994 mit, was mitzunehmen war. Nicht nur Erich Honecker nach Moskau. Sie hatten praktisch vom Mauerfall 1989 bis zum Sommer 1994 Zeit, kriminelle Strukturen vom Feinsten zu etablieren.
Ostdeutsche, die sich vom ersten selbst erarbeiteten Westgeld ihren ersten gebrauchten Westwagen leisteten, waren den oft ganz schnell wieder los. Ein dunkelroter Golf meiner Freundin, der keine fünf Meter vor dem Schlafzimmer parkte, fand auf diese Weise mitten in der Nacht einen neuen unbekannten Besitzer. Über den Flughafen Sperenberg in Brandenburg und über russsische Militärschiffe in ostdeutschen Ostseehäfen wurde jenseits der Kontrollmacht deutscher Polizei nach Osten geschafft, was vier Räder hatte und sich nicht wehrte. Es war eine Kolonne Tausender Autos, die so unfreiwillig den Weg nach Osten fand.
Angeblich tschetschenische marodierende bewaffnete Gruppen etablierten sich in Deutschland und spezialisierten sich beispielsweise auf Sparkassenberfälle nach immer ähnlichem Muster. Organisierte Kriminalität in Hochform, die erst durch ein zusammenbrechendes Staatssystem entsprechenden Handlungsraum erhielt.
Wohlgemerkt: bei uns direkt vor der Haustür, mitten in Deutschland.
Wenn ich lese, was gerade in Griechenland passiert, erinnert mich das sehr an die Situation des damals jahrelang erodierenden staatlichen Systems in Ostdeutschland. Der Neuaufbau hat ebenfalls Jahre gedauert.
Ich kenne die Lage also bis hin zu widerlichen Einzelfällen: Russen kidnappten einen Gastwirtssohn, warfen ihn in eine eilig ausgegrabene Grube um Lösegeld zu erpressen. Das Opfer erstickte. Dazu noch ein Schwall weiterer organisierter Kriminalität und aufstrebenden gewalttätigen Rechtsechtremismus.
Insofern: mir kommt die Situation eines zerfallenden Staatssystems durchaus nicht unbekannt vor. Und ja: ich bin vorsichtig geworden. Vielmehr kann man in einer solch heiklen Situation eigentlich nicht raten.
Und wenn ich höre, dass inzwischen viele Griechen selbst hochgerüstet haben: ich jedenfalls möchte nicht in ein Mißverständnis geraten, das mit Argumenten der Waffenindustrie geregelt wird.
Weder in Deutschland noch in Griechenland oder irgendwo anders.
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