Von
klausikos
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Also alles wie erwartet im EU-Chaos. Ich hab die ganze Debatte im griechischen Parlament verfolgt. Im Bundestag wird es wohl so ähnlich laufen. Und damit wird alles wieder einmal nur zur Machtprobe. Das Ergebnis steht doch eh schon fest. Irgendwo werden sie die Milliarden für die Brückenfinanzierung finden (es ist von ca. 7 Mlrd. die Rede) und das geht dann sofort an die Banken. Der griechische Steuerzahler wird dann die Zinsen dafür übernehmen, die Staatsschulden wachsen weiter. Danach wird man neu verhandeln und für die 80 bis 100 Mrd. dem Land wieder neue Reformen aufbürden. Tsipras kann gar nicht anders als dann dann zu schlucken. Mit dem möchte ich im Augenblick echt nicht tauschen. Das ganze 17-stündige Verhandeln war im Ergebnis ja doch nur ein Beleg dafür wie unsicher alle inzwischen sind. Eine Mischung aus Angst (was passiert, wenn Hellas aus dem Euro fliegt) und das wahren des eigenen Gesichts (ui ui, was hab ich damals nur alles versprochen und kann es doch gar nicht halten). A) Das Geld fließt und dient zum größten Anteil nur der Abtragung alter Schulden. So hoffen die Geberländer noch schnell möglichst viel Geld von Griechenland zurück zu bekommen, was außerhalb des Euro verloren wäre. Zusätzlich wird Staatseigentum so schnell wie möglich privatisiert, was einem Sommerschlußverkauf ähnlich kommt. In wenigen Teilen mag das sinnvoll sein (z.B. Hafen Athen), aber z.B. bei der Energieversorgung würden jährliche dringende Staatseinnahmen völlig ausfallen. Das schlimmste aber ist, das von den vielen Milliarden kaum etwas für Investitionen in die Wirtschaft angedacht ist. Rentner, Arbeiter, Behinderte, sozial schwache übernehmen wieder die Kosten und haben noch weniger als eh schon –also bald dann gar nichts mehr. So können sie nichts einkaufen und damit fließt wieder kein Geld in die Wirtschaft. Nach wie vor wird kräftig importiert werden müssen und im Gegenzug gibt es keine Exporte. Investoren werden schwer zu finden sein, weil alle erstmal die nächsten drei bis fünf Jahre abwarten werden. Der Schuldenberg wird also unendlich anwachsen und schon heute ist klar, dass Griechenland den nie und nimmer bewältigen kann bei den aktuellen Vorgaben der EU. Die Geberländer holen sich noch schnell so viel wie möglich und zeigen dann in drei Jahren mit dem Finger auf die „faulen unfähigen Griechen“ und behaupten, dass die nicht können und auch gar nicht wollen. Die breite Öffentlichkeit wird das dann abnicken und keiner will dann hören, dass diese Entwicklung schon jetzt klar ist und von den Geberländern sogar gewollt. Damit haben sie dann zwei Fliegen mit einer Klappe erledigt: Sie haben noch rausgeholt was geht und sie haben den Linken in ganz Europa den Stinkefinger gezeigt und untemauern ihre Politik des Geldes und der Macht. Griechenland wird das Dritte-Welt-Land der EU! Ich sehe Aufstände, Bürgerkrieg und die Zuwendung zu radikalen Parteien und damit den endgültigen Untergang. Und das hätten sich in erster Linie Hr. Schäuble, Fr. Merkel, Hr. Bosbach, die Finnen und die Engländer ans Revers zu heften. Aber niemand wird sich dann an heute erinnern und so werden alle glänzen – und Griechenland ertrinkt im Schmutz der Hinterlassenschaft von Geld- und Machtgierigen skrupelloser Menschenverachter. B) Irgendeine höhere Macht legt sich auf Tsipras Zunge und lässt ihn die richtigen Worte finden um das griechische Parlament und das gesamte Volk zu einen. Alle zusammen schlucken die bitteren Pillen, die ihnen von den Geberländern und den Institutionen verabreicht werden. Und zwar sofort! Denn dann könnte ein Tsipras mit gesträrktem Rücken zumindest in den Neuverhandlungen des nächsten „Rettungs“—Paket auftreten. Die Hardcore-Mafia der EU hätte damit zumindest ihr erstes Ziel nicht erreicht, nämlich Zwietracht in Griechenland zu sähen um ihre Positionen besser argumentieren zu können. Wenn Tsipras, in der Form gestärkt, dann auch nicht viel, aber zumindest ein paar Auflagen abschmettern könnte, wäre ein tatsächlicher Neuanfang wenigstens im Bereich des Möglichen. Wenn es gelänge in den nächsten zwei Jahren tatsächlich die Oligarchen und die Überreichen zur Kasse zu bitten und die Kapitalflucht ins Ausland einzudämmen, wenn es gelänge in einer Art Boykott das Volk dazu zu bringen verstärkt heimische Produkte zu kaufen, wenn eine fairere Steuerpolitik umgesetzt werden könnte und die ersten Schritte in der Bekämpfung der Korruption Früchte tragen würden, dann könnte Griechenland in drei bis fünf Jahren wieder autark sein. Wenn... wenn..... Frei nach Goehte: „Allein mir fehlt der Glaube“. Zusehen müssen und nicht handlungsfähig zu sein, dass ist das schlimmste an allem und ich glaube genau das bringt auch das griechische Volk aktuell zum Verzweifeln.
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