Von
HannesP
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Das dürfte alles sehr viel unspektakulärer ablaufen, als mancher befürchtet.
An einem Wochenende wird per Federstrich die Inlandswährung umgestellt. Das gilt dann beispielsweise für alle Kredit-, Miet-, Liefer- oder Arbeitsverträge und Steuerforderungen. Statt des Eurozeichens kommt hinter den gleichen Betrag einfach Drs Neo. Damit ist das Entscheidende vollbracht: die virtuelle Währung Drachme ist über Nacht da.
Neue Drachmen-Banknoten zu drucken und Münzen zu prägen, kann noch einige Wochen nach dem Stichtag benötigen. Bis die Drachme als physische Währung verfügbar ist, bleibt der Euro Zahlungsmittel.
Allerdings wird intern ab der Stunde Null schon in Drachme gerechnet. Die Preise in Geschäften oder an der Tankstelle werden in Drachme ausgewiesen, an der Kasse aber dann der Drachmenbetrag in Euro umgerechnet.
Nach dem, was allgemein erwartet wird, könnte die Drachme sofort, also binnen einer Woche, gegenüber dem Euro bis zur Hälfte des Wertes verlieren. Wer mit Euro zahlt, wird also mit dem Währungsverfall für Inlandsprodukte deutlich weniger zahlen. Die Drachmen-Preise für Importwaren dürften jedoch deutlich anziehen.
Das Agrarland Griechenland ist heute unter dem Strich Lebensmittelimporteur. Dadurch, dass Importlebensmittel deutlich teurer werden, dürften Griechen wieder stärker zu dann günstigeren inländischen Produkten greifen. Das freut die Bauern und kurbelt die Wirtschaft an.
Bei den Fährgesellschaften kommt es drauf an. Griechische Gesellschaft bedeutet Drachmen als Heuer für die Mannschaft. In den griechischen Häfen wird dann ohnehin in Drachmen gerechnet – auch der Lohn.
Italienische Fähren bleiben im Euro. Auch die Fährangestellten mit italienischen Arbeitsverträgen werden in Euro bezahlt.
Interessant wird es bei Fähren mit gemischter Besatzung, also teils griechischen und teils italienischen Arbeitsverträgen. Beispiel: eine griechische Reederei chartert ein italienisches Fährschiff, bei dem auch ein Teil der Besatzung aus Italien kommt. Oder Italiener mit griechischem Abeitsvertrag auf einem in Italien gecharterten Schiff im Auftrag einer griechischen Reederei. Da ist abzusehen, dass die Betroffenen nicht bereit sein werden, zum griechischen Drachmenlohn zu arbeiten, während die Kollegin an der gleichen Schiffsrezeption in harten Euro bezahlt wird.
Spannend wird es an Bankautomaten und an Bankschaltern. Mit dem Ausscheiden aus der Eurozone darf die griechische Nationalbank keine Euroscheine mehr drucken und ausgeben. Damit ist die Bargeldversorgung der Banken und der Wirtschaft unterbrochen. Solange die Drachme als physische Währung noch nicht da ist, lacht in dieser Übergangszeit Euro-Bargeld bei dem, der es noch hat.
In der Tourismuswirtschaft gibt es klare Regeln. Die Branche hat wichtige Fragen längst vertragsrechtlich abgesichert. Alle Geschäfte zwischen europäischen Reiseveranstaltern und griechischen Hoteliers erfolgen in Euro. Der Hotelier bekommt sein Geld in Euro, eventuelle Regressforderungen der Reiseveranstalter gegenüber griechischen Leistungserbringern sind ebenfalls in Euro fällig.
Also: Bargeld mitnehmen. Wenn du mit ec-Karte zahlst, werden bei Drachmenbeträgen wie bei jeder anderen Fremdwährung Umrechnungsgebühren in Rechnung gestellt.
So _könnte_ der Grexit laufen.
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