Von
HannesP
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Ich nehme an, du bist statt mit Atticas Superfast XI mit Minoan/Grimaldis Europa Palace gefahren.
Es kann gut sein, dass Grimaldi/Minoan das Geschäft seines Konkurrenten temporär gern mitnimmt, wenn die verbliebenen Kapazitäten der Anek-Superfast-Joint-Ventures auf der Adria nicht ausreichen, die Ticketverträge zu erfüllen. Anek-Superfast hat auf der Patras-Ancona-Strecke derzeit am Sonntag nur die Olympic Champion und die Hellenic Spirit im Wechsel im Einsatz. Die werden schon versuchen, zuerst ihre eigenen Schiffe mit den Superfast-XI-Kunden vollzubuchen.
Wo das nicht reicht, kaufen sie Kapazitäten bei Grimaldi an. Minoan/Grimaldi fährt ohnehin, die werden sich also über Zusatzgeschäft freuen. Ob das Joint Venture Anek-Superfast dann bei Grimaldi tatsächlich die aufgedruckten Ticketpreise zahlt oder aber ob sich die Reedereien wegen der hohen Zahl der Kunden, die Superfast übergibt, dann doch auf einen Rabatt einigen, das wissen nur die Beteiligten. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das als Generalagent des Joint Ventures fungierende Reisebüro, das im Terminalgebäude in Patras die Abfertigung macht, krisenerprobt ist und am Markt die günstigste Lösung sucht.
Man verchartert sich in der Branche normalerweise untereinander auf Zeit auch ganze Schiffe. Das wird bei temporären Kapazitäten auch kein Problem sein. Als Zeichen dafür, dass nach dem Brand bei Attica/Superfast Grimaldi nun seine Finger im Adria-Joint-Venture von Anek und Superfast drinhaben sollte, würden mir die Umbuchungen aus akuten Gründen nicht ausreichen.
Nach allem was bisher zu lesen war verhandeln die Anek-Gläubiger mit der Superfast-Mutter Attica darüber, die hochverschuldete Anek nach einer Teilentschuldung (Haircut) an Attica zu übergeben. Wenn Banken auf den größten Teil ihrer Forderungen verzichten, ist es immerhin möglich, dass sie im Gegenzug dafür aus Rettungsgeldern des griechischen Staats bzw. dem Corona-Rettungsfonds der EU Zusagen bekommen, um ihrerseits nicht ins Taumeln zu geraten. Eine solche Lösung würde den Wettbewerb auf der Adria retten. Bei einem Geschäft mit Minoan, das auf eine Monopolsituation auf einer Strecke hinauslaufen würde, würde wahrscheinlich die EU-Wettbewerbskommissarin Vestager einen Genehmigungsvorbehalt reklamieren.
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