Geschrieben am 07.05.2015 09:51:47
Von
HannesP
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2 Antworten
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Im Grunde sind das die gleichen Symptome, die vor den Konkursen der kleineren privaten griechischen Fährgesellschaften wie Karageorgis. Anfang der 90er Jahre zu beobachten waren. Damals waren die Ursachen freilich andere: die privaten Familiengesellschaften waren bei der Finanzierung auf Banken angewiesen und unterlagen seinerzeit im Wettbewerb den Aktiengesellschaften wie Anek oder Minoan, die sich Geld für Wachstum in vermeintlich unbegrenztem Umfang durch die Ausgabe von Aktien an der Börse beschaffen konnten.
Heute sind diese Aktiengesellschaften selbst wirtschaftlich massivst unter Druck und in der Hand angeschlagener Banken. An der Börse bekommen Fährgesellschaften fast nichts mehr für ihre Aktien. Die Branche - ganz gleich ob Anek, Attica (Superfast) oder Minoan - schreibt seit 2008 jährlich Verluste. Alle Gesellschaften haben also über Jahre hinweg mit diesen Verlusten durchgehend nur ihren Schuldenberg erhöht.
Die Talfahrt ist noch nicht beendet. Die Passagierzahlen und die Zahl der transportierten Autos sinken von Jahr zu Jahr. Die Zahl der Verbindungen wird eingedampft. Der Markt schrumpft weiter und den Fährgesellschaften gelingt es nur mit wechselndem Erfolg, ihre Kapazitäten genauso schnell zu schrumpfen, wie die Nachfrage.
Wo das nicht gelingt, sinkt die Auslastung und im Gegenzug steigen die Verluste bei jeder Überfahrt. Also pfeifen die Anbieter auf Kundenservice und tun alles dafür, ihre Fähren möglichst voll zu kriegen oder aber andernfalls Abfahrten einfach zu streichen. Offenbar gelingt es ihnen nicht, immer entsprechend flexibel einsatzfähige Besatzungen für die wechselnden Turns zusammenzustellen. Da ist dann eben im Hafen plötzlich niemand mehr auf der Brücke und das Schiff kann nicht fahren.
Die Folgen für Fährkunden hast du eindrucksvoll geschildert. Das ist kein singuläres Problem von Minoan oder Grimaldi. Vielmehr befindet sich die gesamte Branche wegen der wirtschaftlichen Misere Griechenlands seit Jahren hart am Rande des Kollaps. Erfahrene Griechenlandurlauber verfolgen die Talfahrt seit Jahren und entscheiden sich für Alternativen, wenn Preis und Leistung auf den Adriafähren nicht mehr zueinander passen.
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